Im Frühjahr 2009 wurde dem Österreichischen Filmmuseum von der Gemeinde Vaduz im Fürstentum Liechtenstein eine interessante und überaus umfangreiche Filmdokumentation übergeben: die Sammlung Edwin Marock.
Der Lehrer Edwin Marock (19232004) begann bereits in den 1940er Jahren und verstärkt ab Ende der 50er Jahre mit dem systematischen Sammeln filmbezogener Dokumente und Literatur. Zusammen mit Franz Öhri, Lehrer der Gemeinde Mauren, und Ludwig Schnüriger, Kaplan der Gemeinde Schaan, war Marock Mitglied der Amtlichen liechtensteinischen Film-Zensurstelle (ab 1970 Liechtensteinischer Filmberatungsdienst). Im Zuge dieser Funktion legte er auch seine vielseitige Sammlung an und baute dieses Privatarchiv bis zu seinem Tod im November 2004 kontinuierlich aus.
Edwin Marock tat dies anscheinend aus Leidenschaft und ohne direkten amtlichen Auftrag. Erst mit der Auflösung des Filmberatungsdienstes in den 1990er Jahren wurden die Liechtensteiner Behörden erstmals mit diesem Filmarchiv Vaduz konfrontiert. Das Land zeigte kein Interesse an der Weiterführung der Sammlung, da man ihr nur wenig bis keine nationale Bedeutung zusprach. Die Gemeinde Vaduz stellte Marock jedoch ab 1998 Räumlichkeiten und finanzielle Ressourcen zur Verfügung, welche für Zeitschriften-Abonnements, Archivschränke und den Druck von Karteikarten verwendet wurden.
Auf letztwillige Verfügung des Verstorbenen erbte die Gemeinde Vaduz schließlich das Privat-Film-Archiv samt Film-Bibliothek. Aufgrund ihres enormen Umfangs und des besonders fachspezifischen Materials konnte in Vaduz eine Weiterführung der Sammlung nicht gewährleistet werden. Sie wurde daher bis zum Frühjahr 2009 als Sondersammlung deponiert. Ein kleiner Bestand mit Liechtenstein-Bezug (u.a. behördliche Dokumente der Filmzensurstelle) wurde schließlich an das liechtensteinische Landesarchiv übergeben, der Großteil der Dokumentations-sammlung im April 2009 als Schenkung der Gemeinde Vaduz nach Wien an das Österreichische Filmmuseum überstellt.
Die Sammlung Edwin Marock umfasst rund 60 Laufmeter Akten/Clippings, über 40 Karteikästen und rund 40 Kisten mit Dokumentationsmaterial, Plakaten, Filmrezensionen, Fotos, Film Stills, Programmheften, Zeitschriften und Büchern. Der Wert dieser Sammlung besteht vor allem darin, dass Marock über einen Zeitraum von 40 Jahren zum Teil systematisch und in einem Katalogsystem Dokumente zum Film gesammelt hat sein großer Wunsch eines öffentlichen liechtensteinischen Filmarchivs konnte jedoch nie verwirklicht werden.
Die Aufarbeitung der Sammlung Edwin Marock bzw. deren Integration in die Schriftgutsammlung des Österreichischen Filmmuseums wird aufgrund des Umfangs einen größeren Zeitraum in Anspruch nehmen.